Erinnerungen an die Kirchweihe
Der Jahrestag unserer Kirchweihe hat mir wieder die Erinnerung an die Zeit vor mehr als 60 Jahren wachgerufen. Ich war damals Mitglied der Katholischen Arbeiterjugend und wir waren in Strebersdorf recht aktiv. Leider hatten wir kein geeignetes Pfarrheim, wo wir unsere Treffen abhalten konnten. Immer wieder hat uns Pfarrer Pasecker vertröstet, dass wir in einem geplanten Pfarrobjekt geeignete Räumlichkeiten bekommen würden. Da die Klosterkirche für die steigende Zahl der Strebersdorfer Gläubigen schon lange zu klein war, konnte endlich im Jahre 1959 der Bau einer neuen Kirche in Angriff genommen werden und dort sollten auch die Jugendgruppen geeignete Räume bekommen. Am 7.November 1959 wurde der Grundstein von Erzbischof Dr. Franz Jachym gelegt und der Bau am 14. und 15. Oktober 1961 geweiht.
Einige Bilder unserer kleinen Ausstellung zum 60. Jahrestag der Kirchweihe erinnern an die Zeremonien, die wir damals erleben durften. Der 14. Oktober 1961 war ein sonniger Herbsttag und viele Strebersdorfer waren gekommen, um mitzufeiern. Zur Begrüßung von Erzbischof-Koadjutor Franz Jachym sagten drei Kinder einen Begrüßungsspruch auf, den die damalige Seelsorgshelferin Irma Stappen verfaßt hatte, namens des Pfarrkirchenrates begrüßte Albert Brückler den Würdenträger, dann folgte die Glockenweihe und dann begann der erste Teil der Kirchweihe mit einem Segnungsgang rund um die Kirche.
Die Weihe des Innenraumes erfolgte sozusagen unter Ausschluß der Öffentlichkeit, weil die Tore geschlossen wurden, nachdem der Bischof mit Gefolge in die Kirche gegangen war. Da ich die Örtlichkeit von meinen vielen Besuchen der Baustelle gut kannte, gelang es mir, mich hinein zu schwindeln und so konnte ich viele Bilder von den Weihezeremonien in der Kirche machen. Nach der Besprengung der Wände mit Weihwasser wurden die Reliquien, die im Altar eingebettet werden sollten, aus dem Pfarrhof abgeholt und von Kaplan Dr. Günther Marquardt, der nach dem Tod von Pfarrer Pasecker die Pfarre als Provisor leitete, in feierlicher Prozession um die Kirche getragen und dann in eine Aushöhlung des Altars gelegt. Diese Einbettung von Reliquien ist zwingender Teil der Kirchweihe, in unserem Fall handelt es sich um Reliquien der heiligen Märtyrer Fortunatus und Placida aus einer römischen Katakombe. Dann wurde noch der Altar mit Öl gesalbt und dann konnte endlich der erste feierliche Gottesdienst in der neuen Kirche beginnen.
Damit war der festliche Tag aber noch nicht zu Ende. In Strebersdorf gab es damals eine sehr aktive Laienspielgruppe unter der Leitung von Herrn Schreier. Für den Tag der Kirchweihe war ein Weihespiel, das „Überlinger Münsterspiel“ einstudiert worden. Das Spiel wurde im Festsaal des Marienheimes aufgeführt (dort war bis vor kurzem der Kindergarten einquartiert) Die Karten kosteten zwischen fünf und zwanzig Schilling, was auch wieder einen kleinen Beitrag zur Abdeckung der Baukosten erbrachte.
Immer wieder wurde aufgerufen auch weiterhin, wie während der Bauzeit, Altmaterial wie Alteisen, Altpapier und Aluminium zu sammeln, um den Erlös dem Darlehenskonto zugutekommen zu lassen. Altmaterial sammeln wir heute zwar nicht mehr, aber wir haben andere Einnahmequellen erschlossen, um die Erhaltungskosten unserer Pfarrkirche zu decken.
Die vielen Bilder, die wir im Pfarrarchiv gefunden haben, zeigen uns immer wieder, dass wir eine lebendige Pfarre sind, die aus den vielen Aktivitäten unserer Pfarrmitglieder Kraft schöpft und sicher noch viele Jahre einen wichtigen Beitrag für das Leben in unserem schönen Strebersdorf leisten wird. Unsere Patronin Maria Königin möge uns dabei helfen!
Alfred Schweller
(seit 1950 in Strebersdorf wohnhaft)